Als Frau alleine reisen - warum eigentlich nicht!?

04.12. - 18.12.2017

 

An dieser Stelle sei’ gesagt, dass eine große zeitliche Lücke in den Blogeintraegen herrscht - um genau zu sein:

seit dem 16.08. wurde kein Beitrag mehr hochgeladen - das wird aber (irgendwann) nachgeholt.

“Als ich den Flug und meinen Mietwagen buche überkommt mich ein mulmiges aber zugleich sehr erfreutes Gefühl, aber das ist bestimmt nur, weil es das erste mal für mich ist - seit ich denken kann - dass ich alleine reise.” - das waren meine Gedanken (2 ½ Wochen zuvor). Jetzt sitze ich in der staatl. Bücherei Hobarts und bringe meine Reise zu Papier und sortiere die Bilder. Die Eindrücke und Erlebnisse sind sehr schwer zu realisieren, gerade wenn man alleine reist und diese Momente mit niemandem teilen kann.


Ich habe also nach einer Nacht “drüber schlafen” mehr oder weniger spontan Tasmanien gebucht. Es war eh auf meiner “To-Do-Liste” ganz oben. Eigentlich wollte ich dort arbeiten, am liebsten auf einer Farm mit Tieren, aber meine Pläne änderten sich, da ich Besuch aus der Heimat bekomme und so meine zwei verbleibenden Wochen sinnvoll füllen wollte. Ich saß in der Bücherei in Melbourne - wo ich zuvor viele Tage wg. Jobsuche und Recherchen verbracht hatte - und buchte kurzerhand meine Flüge, meinen Mietvan und vorsorglich ein Hostel in Brisbane, wenn ich dann wieder am Festland bin.

Einen Tag später habe ich meine liebgewonnen Reisepartner und Freunde verabschiedet. Es war ein “Auf Wiedersehen - kein Lebewohl”. An dieser Stelle muss gesagt sein, dass das der größte Nachteil am Reisen ist: man trifft Menschen, lernt sie so schnell und intensiv kennen und muss sich dann irgendwann trennen, weil die Wege einfach in andere Richtungen gehen. Natürlich sind ein paar Tränchen geflossen, gerade bei Freunden, die nicht aus Deutschland kommen und wo es eben unwahrscheinlicher oder schwieriger ist sie wiederzusehen. Nach all dem Verabschieden war es dann so weit: Evi war alleine! Alleine in Melbourne, alleine auf sich gestellt mit dem Ziel Tasmanien greifbar vor den Augen. Und plötzlich nach all den Tränchen, der Planungen der letzten Tage und all dem Geld, was ich ausgegeben hatte überkam mich eine schöne Art Aufregung.


Ich hatte schon einige Abenteuer hinter mir, ich war sozusagen schon viele Monate “alleine” unterwegs, hatte aber immer Freunde dabei und Menschen um mich herum, die ich kannte. “24/7” - wie man hier in Australien oder beim Reisen sagt - nonstop war ich unter Menschen, Tag und Nacht. Jetzt ging es alleine “richtig” los!

Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, da die Jungs in meinem Zimmer es erst lange nach Mitternacht für nötig hielten ihre kleine Gitarren-Jam-Session (die ich sehr genoß und mit einem Bierchen auf dem Bett sitzend vergnügt verfolgte) zu beenden, krabbelte ich am Montag, den 04.12.2017 mit sehr müden Augen um 05:30 Uhr aus meinem Hostelbett. Meine Sachen waren schon gepackt. Ich verschwand kurz ins Badezimmer und nahm dann meine zwei Rucksäcke und lief zur Central Station, die lediglich wenige Gehminuten vom Hostel entfernt lag. Dann gings mit dem Zug zwei Stationen zur Southern Cross Station und von dort aus fuhr ich mit dem Skybus zum Avalon Airport, der ca. 45 Min. Fahrt außerhalb von Melbourne lag. Ich checkte ein, gab meinen Backpack ab und setzte mich ans Gate. Nach knapp einer Stunde Flug war ich in Hobart angekommen, nahm mir ein Taxi zum Autoverleih Wicked Camper - der sich erst einmal verfahren hatte und ich den Fahrer per Maps navigierte. Dann wartete ich eine gefühlte Ewigkeit auf mein Auto, fuhr tanken, einkaufen und dann ging meine Reise los.

 

Ich lasse jetzt wieder mehr Bilder “sprechen” - als Worte!

 

Tagsüber fuhr ich zum Oppossum Bay, geschlafen habe ich dann auf einem freien kostenlosen Campingplatz in New Norfolk.

 

 

Peppermint Hilk Lookout, Gould’s Lagoon, Bonorong Sancruary, Richmond  

Eaglehawk Neck, Cape Raoul, Friendly Beaches, Wineglass Bay, Coles Bay, Blowholes Bicheno, Bay of Fires, Binalong Bay

St. Helens, Pyengana, Weldbourough Lookout, Derby, Scottsdale, Springfield Lookout, Launceston, Farmers Markt Launcheston, Deloraine, Penguin, Cradle Mountain Nationalpark, Dove Lake, Burnie, Fossil Bluff Lookout, Table Cape Lighthouse

Corinna, Pieman River

Boat Habour, Sisters Beach, Stanley, Marrawah Beach, Arthur River, Edge of the World, Smithton, Tarkine Drive, Western Explorer, Corinna

 

Zeehan, Henty Dunes, Strahan People’s Park, Ocean Beach, Marquarie Heads, Queenstown, Derwent Bridge, Lake St. Clair Nationalpark, Watersmeet, Platypus, Rasberry Farm, Mt. Field Nationalpark, Russel Falls, Horsehoe Falls, Tall Trees Walk, New Norfolk

weitere Bilder folgen noch!

Hobart Mt. Wellington Lookout, Botanischer Garten, Salamanca Markt, Bruny Island

Ich hatte jetzt 14 Tage in Tasmanien. Ich könnte hier Wochen oder Monate verbringen. Tasmanien hat sich für mich persönlich zum bisher schönsten Fleckchen auf der Erde erwiesen, den ich bisher besucht habe. Und ich habe ja auch schon einige Länder besucht.

Tasmanien - du bist meine Liebe! Vielleicht fiel es mir gerade auch deswegen nicht so schwer “alleine” zu sein, da ich nicht alleine war. Ich war umgeben von einer atemberaubenden Natur, die sich alle paar Kilometer veränderte. Ich dachte oft ich wäre in Neuseeland (obwohl ich noch nie zuvor dort war, aber so waren meine Vorstellungen von diesem Land) mit all den grünen saftigen Hügeln mit hunderten von Schafen. Ebenso fühlte es sich manchmal wie Afrika an - allein von den Bäumen oder einigen Bergen an der Ostküste her - oder Schottland, Irland, Kuhweiden in den Alpen Österreichs, Australiens Buschland und manchmal hatte ich kurzzeitig das Gefühl in Kanada zu sein und durch den Indian Summer zu fahren mit all den bunten Blättern. Überall wo man hinsah sah man das “Wildlife” - also die wilden Tiere. Leider waren sehr viele von ihnen überfahren worden, aber das heißt auch - so erklärte es mir ein Anhalter, den ich ein Stück mitnahm - dass es noch viel mehr Tiere hier gibt, die leben!

 

Ich bin hier in Tasmanien Straßen gefahren, die sicher nicht für mein Auto gemacht waren. Es waren Schotterpisten mit tiefen Schlaglöchern, ich bin durch Nationalparks gefahren, hab an den schönsten Orten geschlafen und bin durch wunderschöne bezaubernde Sonnenaufgänge geweckt worden. Meine Tage habe ich selbst gestaltet, ich hatte immer mein Tempo, musste mich nie auf jemanden einstellen oder auf andere warten: ich konnte machen und lassen was ich wollte. Ich las sehr viel (drei Bücher). Ich habe den D’Entrecasteaux Channel und den Pieman River per Fähre überquert, bin die Ostküste entlang gefahren und habe dort zwischen Bicheno und St. Helens den überwältigen Küstenweg gesehen. Ich habe im hohen Norden nachts Pinguine aus dem Wasser stampfen sehen und sich in ihre Nester legen. Ich war in Nationalparks und unberührter Wildnis, im Tarkine Regenwald, in den Henty Dunes an der Westküste, bin durchs Derwent Valley gefahren und habe uralte Wasserfälle gesehen. Ich habe im tiefsten Frischwassersee St. Clair gebadet und mit der Kulisse der Bay of Fires im Freien geduscht. Ich habe die sauberste Luft der Welt eingeatmet und aus Bächen getrunken. Ich habe das kulturelle koloniale Örtchen Richmond besucht und war in einer Aufzuchtstation für verletzte wilde Tiere Tasmaniens und habe dort den Tasmanischen Teufel gesehen und mit Kängurus gekuschelt. Ich hab mit der Wineglass Bay ein Postkarten-Motiv besucht und bin über Berge gekraxelt, um am Ende einen wirklich atemberaubenden Ausblick zu haben. Manchmal haben mir die Knie gezittert, weil es so hoch und schwindelerregend war - aber ich habe mich immer zusammengenommen und mir gut zugeredet. Ich wollte dieses Abenteuer und hatte es! Ich habe in 14 Tagen Tasmanien umrundet und habe die gebirgige Mitte des Inselstaates Australiens besucht. Ich habe es intensiv und alleine bereist und vielleicht war es gerade deshalb zu meiner persönlichen Liebe geworden. Ich habe so Etwas vorher noch nie gemacht.

 

 

Alleine reisen? 

Ja, sehr gerne wieder - ich weiß jetzt wie schön es sein kann, welche Vorteile es bringt und wie viel Zeit man einfach für sich hat. Nur für sich!

 

Andererseits muss ich ehrlich gestehen, dass ich mich ebenso sehr freue wieder mit Menschen zu reisen und neue Freunde zu finden. Es ist einfach der große Nachteil, dass man diese Eindrücke alleine erlebt und man die Momente nur mit Bildern und Videos und im Kopf festhalten kann. Man hat niemanden, mit dem man es teilen kann. Und wer mich kennt, der weiß: die Evi teilt sehr gerne!


Abschließend kann man sagen: Tasmanien ist definitiv eine Reise wert. Ich bin nicht nur in die Natur sondern auch in meine kleine Erkundungsreise sehr verliebt und werde mir bis zum Ende meiner Tage die Bilder und Videos anschauen und immer in diesen Erinnerungen schwelgen: in der ersten Erfahrung und Reise meines Lebens, die ich alleine be- und überwältigt habe.

 

Jetzt geht es zurück nach Australien und dort werden weitere Geschichten und Abenteuer geschrieben.


Ich trag’ euch im Herzen alle bei mir!


Evi

 

Kommentare: 0