Take 22 – Jetzt geht die „richtige“ Reise los

 

 

Die letzten Tage in Perenjori waren eine Achterbahnfahrt. Wir haben mehr oder weniger unsere Nachfolgerinnen (aus Irland, Anfang 20) angelernt, waren auf der Agriculture Show, was eine Art Jahrmarkt ist und haben unseren Rocky abfahrbereit gemacht. Die neuen Mädels waren schon eine „Marke für sich“: lange Plastikfingernägel, sie wissen nicht, dass man Fleisch erst aus der Plastikverpackung holt um es dann zu schneiden, haben tierische Angst vor Mäusen und Spinnen, verfahren sich im 300-Einwohner-Dorf und schlafen dann im Auto, weil sie nicht mehr nach Hause finden: Es war eine unmöglich scheinende Aufgabe für unsere letzten 72 Stunden im Roadhouse – aber wir haben sie gemeistert und haben diese Etappe dann am 14.08. hinter uns gelassen. Wir haben ausgeschlafen, in Ruhe unser Auto zu Ende gepackt und sind dann noch einmal kurz zum Roadhouse, um uns Frühstück und eine Wegzehrung zu machen und uns zu verabschieden. Wir haben dann noch schnell getankt und sind los Richtung „Freiheit“(Geraldton).

Dort angekommen sind wir zu allen möglichen Campingaustattern, Autoshops, Ramschläden etc. um unser Auto noch besser aufzurüsten. Gerade für die ganzen Offroadstrecken fehlte uns noch einiges an Equipment. Aber irgendwie war es nicht unser Tag. Leicht gefrustet und nach einem schnellen Einkauf im Lebensmittelgeschäft „Coles“ fuhren wir zum Campingplatz, bauten unser Dachzelt auf und aßen zu Abend. Da die „Inneneinrichtung“ unseres Rocky’s immer noch nicht „perfekt“ war und wir noch nicht zufrieden mit der ganzen Ausstattung sägten wir kurzerhand einen Teil der Innenkonstruktion – die die Vorbesitzer bauten – heraus. Ein netter Campingplatznachbar leihte uns seine größere Säge aus und dann sägten wir los. Endlich passte alles. Alle Boxen hatten ihren Platz und wir konnten das Essen, die Küchenutensilien und das ganze Zeug fürs Auto verstauen. Man muss an dieser Stelle aber sagen, dass wir täglich irgendetwas im Auto modifizieren und verbessern. Unsere Nachbesitzer werden ein perfekt eingerichtetes Auto bekommen – das steht fest. Nach unserer kleinen Umbauaktion gingen wir bald zu Bett. Es war sehr sehr windig und stürmisch. In Perth – 400 km südlich – waren starke Unwetterwarnungen: bis zu 135 km/h Windgeschwindigkeit. Die Meldungen galten für den Raum Perth aufwärts bis Jurien Bay, und das lag gerade mal 60 km von unserem Campingplatz entfernt. Wir spürten den Wind gewaltig und ich dachte mehrmals in der Nacht, dass wir wegfliegen würden, wenn eine Böe unter das Zeltdach gerät und uns dann hochweht. 

Am nächsten Tag hatten wir dann das Zelt aufgebaut, um es an Ralfs Geburstag, an dem wir früh den Campingplatz verlassen mussten, nicht immer das Dachzelt abbauen müssen. Wir fuhren voller Motivation los und klapperten wieder alle möglichen Shops ab. Wir kauften für ca. 1.000 $ Ausrüstung, Campingsachen, Schnorchelausrüstung, Zeug fürs Auto, für Ralf endlich Angelsachen usw. Am Abend gab es dann Brotzeit und dann krabbelten wir ins Zelt.

 

 

Ralfs Geburtstagsgeschenk war von mir lange geplant und er hatte keine Ahnung was ihn erwarten würde. Er hatte die letzten Monate alle möglichen Ideen, was es denn sein könnte: ein Angeltrip, ein Wellnesstag, Schwimmen mit den Walhaien (was absurd war, denn dieser Ort, wo man die Touren machen kann, lag 9,5 Std. Autofahrt entfernt). Früh am Morgen, ich war schon wach, freute ich mich wie ein Kind an Weihnachten bis Ralf endlich seine Augen öffnete. Ich sang leise alle möglichen Geburtstagslieder und zeigte ihm dann erst das Geschenk meiner Mama (er wollte ihres zuerst sehen). Ich bastelte die letzten Tage bevor wir Perenjori verlassen hatten zwei Präsentationen – eine im Namen meiner Mama und eine von mir. Sie schenkte ihm 5 Minuten mit den Walhaien mit Ningaloo Blue und bastelte ihm von Zuhause aus einen schönen Gutschein. Er freute sich sehr und war nun umso mehr gespannt auf mein Geschenk. Ich zeigte ihm also meine Präsentation: Er hatte aber selbst danach noch keine Ahnung was wir eigentlich machen würden – war meine Absicht war! Ich krabbelte aus dem Bett, ging zum Auto und holte aus dem zuvor gepackten Rucksack (alles war vorbereitet für den Tag) einen Zettel heraus. 

Ralf stand noch immer ein bisschen auf dem Schlauch, bis ich im verriet was wir denn eigentlich machen würden. Viele Menschen waren vorher eingeweiht und wussten von meinem Geschenk. Ralf bekam – da es ein besonderer Geburtstag war – nämlich sein 30ter – einen Rundflug über drei Etappen mit Geraldton Air Charters. Die erste Etappe war der „Pink Lake“, welcher Aufgrund von Plankton-Tierchen und Beta-Carotin pinkes Wasser hatte. Danach sollte es über den Kalbarri Nationalpark gehen und dann zu dem Highlight, den Abrolhos Inseln. Mein eigentlicher Plan war: ihm bis zum Flughafen nichts zu sagen – aber er wollte es schon vorher wissen und ich wollte dieses „Geheimnis“ auch nicht noch länger für mich behalten. Ich hatte all die Wochen zuvor so gehofft, dass es ihm gefallen würde, weil der Spaß pro Person über 600 $ kostete (hier noch mal ein großes Dankeschön an die finanzielle Unterstützung und Beisteuerung zum Geschenk an Kobi + Nicole).

 

 

Wir machten uns also auf den Weg und fuhren zum Flughafen (Tagesrucksack war ja schon gepackt mit Proviant, Schnorchelausrüstung, Badesachen etc.). Dort angekommen gab es noch das „Sahnehäubchen“ auf dem Geschenk: Die Maschinen für die Ausflüge sind meist 8-Sitzer, so dass mehrere Leute die Tour gemeinsam machen. Wir hatten das Glück auf unserer Seite, denn wir hatten lediglich eine 4-Sitzer-Maschine, eine kleine Cessna – nur für uns und unseren jungen Piloten. Es war einfach nur unglaublich und wir beide strahlten bis über beide Ohren. Wir flogen los: zuerst über den Pink Lake – einfach nur atemberaubend:

Dann ging es weiter über den Kalbarri Nationalpark. Es war einfach nur unbeschreiblich: diese Vogelperspektive. Wir kannten diese Sichtweise ja bereits von unserer Drohne, aber dieses Erlebnis war so wunderschön – selbst wie ein Vogel über die Natur zu schweben. Wir folgten dem Murchison River über die Schluchten bis in den Süden zurück zu den spektakulären Küstenfelsen zur Mündung in der kleinen Stadt Kalbarri. Zuvor flogen wir über den Loop und sahen das „Natural Window“. Im Flussbett sahen wir aus ca. 400 Meter Höhe Pferde und kleine Fischerboote. Bis dorthin kamen wir durch alle möglichen Wetterzonen: wir hatten Sonnenschein pur, kurzzeitig Regenschauer und waren für wenige Augenblicke in Wolken gefangen. Dann hatten wir plötzlich nur noch den Ozean unter uns. Wir sahen diese unglaublich schönen Küstenfelsen und keine zwei Minuten später entdeckten wir aus dem Flieger heraus Wale. Walkühe mit ihren Kindern. Wir drehten Kreise mit der kleinen Maschine über ihnen. Die Motorengeräusche lassen sie an die Wasseroberfläche kommen und wir hatten einen unglaublichen Ausblick. Auf unserem ca. 25-Minütigen Flug zu den Abrolhos Inseln sahen wir gefühlt 15 Wale. Unser ständiger Begleiter (von Anfang an) ein Regenbogen, der sich immer um unseren Flieger bog. Bereits am Morgen war er über dem Zelt am Campingplatz zu sehen. Ralf übernahm für einige Minuten das Steuer und flog uns sicher über den Indischen Ozean. 

 

 

Nach kurzer Zeit kamen wir auf der Insel „East Wallabi Island“ an. Hier lebten kleine Wallabis, was eine kleine Gattung von Kängurus ist. Wir landeten, liefen einen kleinen Pfad und kamen an einer überdachten Picknickstelle an. Hier warteten unser Pilot und der einer anderen Maschine mit einer kleinen Gruppe von Chinesen auf uns. Die Mädels von Geraldton Air Charters hatten für Ralf, das es ja sein Geburtstag war, Kuchen gebacken oder besorgt. So feierten wir mit den schmatzenden Chinesen und unseren beiden Piloten mit Kuchen, frischen Früchten, Kaffee und Tee am Strand. Danach machten wir uns auf eine kleine Wanderung und Führung. Wir sahen Wallabis, entdeckten ein Adlernest, wo gerade auch Jungvögel auf ihr Essen warteten. Nach der Wanderung wartete ein Mittagsessen auf uns. Viele verschiedenen geschnittene leckere Sachen: Karotten, Käse, Salat, verschiedene Wurstsorten, etc. um ein Sandwich zu machen. Wir schlugen uns die Mägen voll und konnten danach selbst entscheiden, ob wir schnorcheln gehen wollten. Uns war es etwas zu kalt. Einer der Chinesen stampfte mit seinen Flossen und nur einer Badehose bekleidet in das eisige Wasser. Die Chinesenkinder spielten mit einer großen Krabbe/einem Krebs und Ralf durfte, weil er Geburtstag hatte, mit dem Quad fahren, das eigentlich nur zum Transport der Piloten und des Essens auf der Insel war. Später dann ging es für uns alle wieder zurück in die Flieger und weiter über die Korallenriffe der Abrolhos Inseln.

 

 

Ich lass jetzt gleich Bilder sprechen, weil wir keine Worte dafür gefunden haben. Wir können nur sagen: es war atemberaubend. Mein Highlight an dem Tag war einfach, dass ich einen wichtigen Menschen in meinem Leben an diesem Tag zum glücklichsten Menschen auf der Welt gemacht habe. Ralf sagte zu unserem Piloten „This is one – no! It is the best Thing i’ve ever done in my life“ und dieser Moment – dieser Tag, dieser Ausflug war mir alles Geld der Welt wert.

 

Wir sahen Seehunde, die auf einer Insel in der Sonne lagen, wir sahen Korallenriffe, die schöner sein sollen als das Great-Barrier-Reef und kleine Fischerinseln. Aber seht selbst:

 

 

Am Boden der Tatsachen angekommen zeigte ich Ralf ein Video von all seinen Freunden aus der ganzen Welt, welches seine besten Freunde Kobi und Nicole zusammengeschnitten und auf die Beine gestellt hatten. Dieses Video war das Sahnehäubchen auf dem Sahnehäubchen. Über 13 Minuten Glückwünsche von Menschen aus aller Welt, von Freunden und Bekannten, wo man nicht dachte, dass man jemals wieder von ihnen hören würde. Ich glaube mehr Glücksgefühl als in diesem Moment konnte man nicht haben. Ich filmte Ralf knapp zwei Minuten während er das Video ansah und schickte dieses nach Hause, um all den Menschen seine Reaktion zu zeigen. 

 

 

Dann stiegen wir wieder in unseren Rocky und fuhren zum Einkaufen. Anschließend ging es für uns zum Campingplatz, wo bereits ein paar Leute vom Convoy auf uns warteten. Sechs Autos wollten in der Nacht vom 16.08. auf den 17.08. am Campingplatz schlafen. Sie saßen alle da. Wir verpackten kurz unseren Einkauf: Ralf hatte noch für ca. 200 $ Alkohol gekauft, um seinen Geburtstag ausgiebig zu feiern und ein paar Runden zu schmeißen und dann saßen wir am Abend alle zusammen.

 

 

 

Evi 

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