Take 18 - Etappe 2 – Perenjori – Verloren irgendwo im Nirgendwo

Wir machten uns also auf den Weg. Die erste lange Fahrt mit unserem „Rocky“ stand uns bevor. Wir hatten alles verstaut und fuhren los. Erster Stopp war ein Coles Supermarkt, bei dem wir uns komplett eingedeckt hatten. Konserven, Gemüse, Nudeln, Reis, Brot, Getränke, Obst und und und. Danach fuhren wir tanken und dann standen uns knapp 3 Std. 45 Min. Fahrt bevor.

Es dauerte wieder ein wenig länger, da wir eine Umleitung nehmen mussten. Wir sind auf unserer Fahrt durch viele verschiedene Flora & Fauna – Zonen gefahren. Mal war man mitten im „Busch“, ein anders Mal fuhr man an riesigen Weideflächen für Schafe vorbei oder man konnte endlos weit schauen ohne nur einen Baum oder ein Haus. Wir fuhren immer weiter ins Nirgendwo.

Schließlich kam das was wir auf keinen Fall wollten: es dämmerte! Und wir hatten noch über eine Stunde Fahrt vor uns. Wir hatten sozusagen die Dunkelheit im Nacken sitzen. Wir fuhren also weiter. Manchmal war asphaltierte Straße vorhanden, mal nur rote Schotterstraßen. Wenn wir auf diesen fuhren sah man hinter uns im Rückspiegel nur noch eine rote Staubwolke. Die Dunkelheit kam recht schnell und so fuhren wir immer langsamer und sehr aufmerksam. Wir hatten beide keine Lust ein Kangaroo oder ein anderes Tier mitzunehmen und unseren Rocky (Auto) zu demolieren.

Kurz nach 18 Uhr kamen wir dann im Roadhouse an, wo bereits Janice (unsere neue Chefin) und unsere zwei Vorgängerinnen, die wir ablösten, warteten. Sie führten uns kurz im Roadhouse herum und gaben uns dann den Schlüssel für unser Haus. Ja wir hatten ein kleines Haus für uns. Für eine Nacht teilten wir es noch mit den zwei Mädels aus Irland. Da sie aber lediglich noch einen halben Tag für uns zum Einarbeiten da waren, hatten wir das Haus nach dieser ersten Nacht für uns alleine. Abends liefen wir noch ins Pub nebenan, Ralf trank ein (überteuertes) Bier und wir gingen bald schlafen. Die 6-stündige Autofahrt und der lange Tag schlauchte uns beide und um 05:00 Uhr am nächsten Morgen klingelte der Wecker.

Es war Montag, der 12.06.2017 und wir begannen um 05:30 Uhr zu arbeiten. Emma (eine der Mädels) zeigte uns alles und wir bekamen einen Einblick in die Arbeit im Roadhouse. An unserem ersten Tag war es echt stressig für uns beide, da wir beide keine Ahnung hatten wie die ganze Tiefkühlnahrung heißt, was die einzelnen Sachen kosten und hinzu kommt, dass wir irgendwo im Nirgendwo sind und die Leute hier teilweile einen sehr schwer zu verstehenden Slang haben. Ich muss teilweise 3-4 mal nachfragen, was sie von mir wollen. Aber das wird so nach und nach.

Unter der Woche bereiten wir für die Schule von Perenjori den Lunch, also das Mittagessen zu. Die Kinder können morgens bei uns bestellen und wir liefern das Essen dann mittags in die Schule aus. Sehr beliebt sind Wraps, Mini-Pizzen, Sausage-Rolls und natürlich Schokoladenmilch. Die schmeckt aber auch verdammt gut - ich bin selber schon seit dem ersten Tag Fan davon - halte mich aber zurück, da sie 4,50 $ kostet und nicht gerade kalorienarm ist.

Wir dürfen alles im Roadhouse essen - die meisten Sachen hier werden frittiert und triefen vor Fett. Aber die Leute hier lieben es – und Ralf findet die ganzen Fleisch-frittierten-Sachen auch gar nicht so übel. Ich koche mir meistens irgendwas mit Kidneybohnen, Kichererbsen, Gemüse, mache mir einen Wrap oder eine Lasagne, die dann für einige Tage reicht.

Es gibt Stoßzeiten da rennen uns die Kunden die Bude ein: z. B. früh morgens, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit sind oder mittags (da kocht Janice meistens auch ein Extragericht für den Mittagstisch) oder dann abends kurz vor unserem Feierabend um 19 Uhr, wenn alle noch schnell ein Abendessen holen, Etwas tiefgefrorenes, eine Box voll Chips (Pommes) oder Ralf noch schnell ein paar „Wild Willy Burger“ zaubert. Die Zeit dazwischen nutzen wir um zu arbeiten, unsere Vorhänge fürs Auto zu nähen, die Regale aufzufüllen, zu kochen, putzen oder für sonstige Aufgaben, die hier anfallen.

Ein paar Eindrücke von Perenjori - Vieles gibt es hier nicht ...

Drei Tage lang hatten wir hier echt massig viel zu tun. Ca. 15 Straßenarbeiter machten in Perenjori eine Straße neu und kamen jeden Tag um 6 Uhr morgens und holten sich bei uns Frühstück und ihr Mittagsessen ab. Wir mussten dieses alles davor frisch zubereiten: d. h. 05:30 Uhr Arbeitsbeginn ist schon fast zu knapp. Wir fingen an diesen drei Tagen schon früher an und rackerten wie blöd. An den Abenden zuvor bereiteten wir bereits alles vor was ging. Früchte, Kuchen, Kekse und die ganzen Tüten beschriften, die für die verschiedenen Wraps, Brötchen und Sandwiches waren. Ralf zauberte in weniger als einer halben Stunde ca. 30 versch. getoastete und frische Sandwichs, 15 Wraps und Rolls (Burgerähnliche Brötchen). Ich bediente zwei Fritteusen, befüllte den Backofen, füllte die heiße Theke, bereitete die Zeitungen vor und um punkt 06:00 Uhr sperrten wir den Laden auf. Keine zwei Minuten später kam der Ansturm! Die Kaffeemaschine musste ganz schön hart schuften: Cappuccino, FlatWhite, Coffee, Tea … wir kamen gar nicht mehr hinterher und fühlten uns wie bei Starbucks, da wir nur noch die Bestellung auf die Pappbecher schrieben, einer von uns die Maschine bediente und der andere an der Theke stand, um die Kunden/Bauarbeiter zu bedienen.

Wir wollten ja unser Auto verschönern bzw. die Abdeckung im „Kofferraum“ bemalen: Wir fingen also irgendwann einmal damit an Maori-Bilder zu zeichnen und es dauerte nicht lange da wurden wir richtige Profis und ich ging ins Auto und malte dort los. So nach und nach entstand dann unser Kunstwerk. Ralf will sich nun ein Heft kaufen und zeichnen, wenn wir z. B. mal an einem Strand sind oder nichts zu tun haben. Er hat richtig Gefallen daran gefunden und ich konnte gar nicht mehr aufhören ihn zu beobachten, während er malte.

 

Ein Bild vom Gesamtkunstwerk gibt es sobald es fertig ist ... Kunst braucht ihre Zeit ;)

Ralf hat zudem noch andere Talente an sich entdeckt. Wir wollten bzw. mussten die Fenster unseres Rockys verkleiden. Den Stoff für die Vorhänge haben wir in der Nähe von Perth gekauft. Wir wussten, dass der Stoff nicht reichen würde und so versuchten wir so viel wie möglich aus dem Stoff zu verarbeiten. Wir änderten gefühlt fünf Mal unseren Plan. Ralf wollte alles selbst nähen. Ich stand ihm nur hilfreich und für manchen Rat zur Seite. Wie stolz ich auf ihn war kann ich euch gar nicht sagen. Er nähte seinen ersten Vorhang und ab da war er der Nähkönig. Fürs erste Mal war es gar nicht so schlecht. Er kann zwar noch nicht perfekt gerade nähen, aber das muss er auch nicht.

Was wir hier sonst noch so machen ist eigentlich nicht erwähnenswert.: Wir spinnen ab und an rum, albern viel, putzen viel, schneiden viel Gemüse für die Burger und Wraps, frittieren Unmengen an Tiefkühlware, schmieren unglaublich viele Toastbrote voller Butter (!) und füllen die Kühlschränke mit neuer Milch auf, da die Australier Unmengen von gekühlten Milchgetränken vernichten!

 

Wir unterhalten uns viel mit den Bewohnern von Perenjori, der Umgebung und den Durchreisenden und wir sehen sehr viele Sonnenauf- und -untergänge - können diese aber gar nicht auf Bildern einfangen.

Zudem planen wir jetzt ein wenig ggf. einen kleinen Urlaub, sobald wir die Nordwestküste erkundet haben: vllt. fliegen wir nach Indonesien (ggf. Osttimor) und machen dort „Urlaub vom Urlaub“.

 

Aber auch hierüber halten wir auch auf dem Laufenden.

 

 

Evi (& Ralf)

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