Take 13 – Mit dem Nachtzug nach Sapa (in den hohen Norden Vietnams)

Wir hatten also geduscht und wurden von einem Uber Fahrer abgeholt und zum Bahnhof gebracht. Hier holten wir unsere Tickets, wo wir bereist Voucher hatten und stiegen dann nach kurzem Warten in den Zug. Hier teilten wir uns unser 4er-Schlafabteil mit einem sehr netten australischem Paar (Mitte 40). Die Jungs tranken Bier und wir unterhielten uns gut. Ich krabbelte nach oben um noch ein wenig zu lesen und dann schliefen wir auch bald ein.

 

Am nächsten Morgen standen wir um 5 Uhr auf bzw. wurden von „toller“ vietnamesischer Musik lautstark geweckt. Wir zogen uns an, tranken Kaffee und verließen dann in Lao Cai (nahe an der Grenze zu China) den Zug. Hier holte uns ein Van ab und brachte uns in ca. eine Stunde entfernte Sapa. Hier angekommen konnten wir unsere großen Rucksäcke im Hotel, wo wir die zweite Nacht verbrachten, lassen. Wir packten unsere kleinen Rucksäcke für die Tagestour und die Nacht in einem Bergdorf und keine halbe Stunde später ging unsere Trekkingtour auch schon los.

 

Wir starteten mit einem Paar aus Kanada, einem Engländer und einem Mädel aus den Niederlanden. Nur mal kurz um alles zeitlich festzuhalten: wir kamen um 05:30 Uhr in Lao Cai an und nahmen dann den Bus und um 08:30 Uhr ging es schon zum Wandern über Stock und Stein.

 

Da wir so eine kleine Gruppe waren und gerade nicht so viel los war entschied sich unsere süße Führerin dazu eine Spezialtour für uns zu machen. Wir konnten dann später wählen zwischen 15 und 18 km – wir entschlossen uns alle für die 18 km und „bereuten“ dieses dann beim Abstieg (aber nur kurz, weil es wirklich traumhaft und den ganzen Weg wert war). Wir kraxelten also über Stock und Stein und stiegen immer weiter hinauf. Mal war der Weg eben und ohne große Steine, mal mussten wir kleine Hänge bezwingen und quer durchs Gestrüpp.

 

Wir machten in regelmäßigen Abständen eine kurze Verschnaufpause um wieder zu Luft zu kommen. Unsere süße Lee (Führerin) sprach zwar ein wenig englisch, verstand aber nicht all unsere Fragen. Wir hatten viel Spaß mit den anderen und nahmen es sehr locker, als wir merkten, dass die Kilometer von Lee nicht die unseren waren. Wir gingen also weiter bzw. kämpften uns weiter und schließlich kamen wir nach zahllosen Reis- und Maisfeldern und einem Dschungel aus Farn am Gipfel des Berges an. Von dort oben sah alles so klein und friedlich aus. Dass Sapa bereits vom Tourismus gefangen ist und in den nächsten Jahren komplett zugebaut wird, sah man von hier oben nicht. Es war friedlich und man sah lediglich die kleinen Dörfer, die Felder und die einheimischen Frauen, die uns den ganzen Weg über begleiteten, um dann am Ende etwas von ihren selbstgemachten Sachen zu verkaufen.

 

Wir genossen den Ausblick, schossen ein paar Fotos und dann kam der schwerste Teil der Tour: der Abstieg! Hier kamen wir an einem Tümpel vorbei, wo gerade Büffel ein Bad nahmen und Pferde grasten. Später dann liefen wir durch einige Bergdörfer, wo Kinder spielten und die Jungs kurz ihre Fußballkenntnisse zeigten. Hier liefen überall Hühner, Hunde, Katzen und Ziegen, Rinder, Gänse, Büffel und Pferde umher.

 

Eine der Damen, die uns folgten, machte aus Farn Herzen und Ralf bekam ein Pferd aus Farn – wir wissen nicht genau, was sie uns damit sagen wollte?!

 

Der Abstieg war die Hölle und wir wünschten uns einfach nur noch ein Bett und eine Dusche. Es schmerzte einfach nur noch permanent nach unten zu gehen. Aber nach 7 ½ Stunden wandern und 19,9 km kamen wir endlich in dem Bergdorf an. Wir waren zwar etwas traurig, dass es kein richtiges Homestay war – wie wir es uns vorgestellt hatten (wir dachten, dass wir bei einer Familie im Haus schlafen würden, so richtig einheimisch eben), aber wir waren froh, dass wir jetzt endlich duschen konnten und etwas Richtiges essen konnten. Wir hatten nämlich unterwegs nur mal kurz ein Baguette mit Ei, was typisch vietnamesisch ist.

 

Unser Gastgeber lud uns ein mit ihm zu kochen. Wir gingen also in den Garten hinterm Haus, pflückten einige Blätter und Gemüsesorten, die wir nicht kannten und machten diese anschließend sauber. Dann mischten wir die Füllung für Frühlingsrollen. Für mich vegetarisch, die Anderen bekamen sie mit frischem Fleisch und mussten dieses erst einmal mit einem Beil klitzeklein hacken. Wir Mädels formten und rollten die Frühlingsrollen – die Männer bedienten den Grill bzw. die Pfanne und wendeten die Rollen mit Stäbchen. Nach dem Kochen konnten wir unsere Frühlingsrollen mit viel Reis, dem gebratenem Gemüse, was wir vorher selbst geerntet hatten, gebratenem Hähnchen und Rind und (dem ersten gut schmeckenden, essbaren) Tofu genießen.

 

Nach dem Essen spielten wir noch ein wenig Karten und Billard und gingen dann schlafen.

 

Tag zwei in Sapa sah für uns den restlichen Abstieg vor. Lee ließ uns wieder wählen zwischen einem steilen Abstieg über Stock und Stein oder auf der normalen Straße durch die Dörfer. Da über Nacht so ziemlich alles von uns wie eingerostet war entschieden wir uns für die „leichte“ Variante und wählten die „5 km“ durch die Dörfer – die dann aber doch wieder 9 km waren. Unsere Lee wollte uns wohl ein bisschen austesten?! Wir nahmen es locker, denn es war wirklich ein schöner Weg.

 

Wir liefen durch Bergdörfer, kamen an einem Fluss vorbei, wo die Kinder badeten, liefen durch Reisfelder und trafen bei unserer Mittagspause zufällig unser australisches Paar wieder, mit denen wir die erste Nacht im Schlafzug verbrachten.

Sie waren sehr erfreut und gaben uns gleich ihre Telefonnummern, dass wir uns bei ihnen meldeten, sobald wir in Australien (in deren Nähe) sind. Wir gingen weiter und wurden dann für das letzte Stück vom Trail von einem Minivan abgeholt. In Sapa angekommen bezogen wir schnell unser Zimmer, machten uns kurz frisch und gingen dann mit den Kanadiern ein bisschen durch die Stadt.

 

Auf einem Platz spielten zwei Mädels eine Art Hacky Sack (mit Federn dran). Wir stießen dazu und spielten ein paar Runden mit.

 

Dann gingen wir weiter und suchten ein Lokal, wo wir einen guten Ausblick hatten und schön sitzen konnten. Wir liefen an einem Cafè vorbei, gingen hinein und kauften uns erstmal alle Schokotorten, die ausgestellt waren. Dann packten wir am Tisch die Karten aus und spielten wieder ein paar Runden. Anschließend mussten wir wieder zum Hotel zurück, da die anderen abgeholt wurden. Wir haben sie verabschiedet, noch schnell Kontaktdaten ausgetauscht und dann gingen wir endlich richtig duschen. Danach gammelten wir erst einmal in unserem bequemen Bett – wir hatten nämlich schon sehr sehr lange kein komfortables Bett mehr. Am Abend sind wir dann nochmal in die Stadt hochgelaufen. Unsere Unterkunft lag ein wenig außerhalb des Stadtzentrums, was aber ganz gut war. Wir entschieden uns italienisch zu essen. Wir probierten es und hofften, dass es annähernd nicht vietnamesisch schmeckt. Jeden Tag 2-3 Mahlzeiten immer nur vietnamesisch oder thai oder eben asiatisch hängt uns langsam zum Hals raus. Aber daheim isst man ja auch nicht nur deutsch, sondern auch griechisch, italienisch, mal amerikanisch oder nur eine Brotzeit.

 

Beim Essen hatten wir unseren Laptop dabei und arbeiteten ein wenig für www.möbel-günstig24.de. Nach dem Essen schlenderten wir zum Geldautomaten, hebten wieder einmal ein paar Millionen ab (3.000.000 DON = ca. 120 EUR) und gingen dann zurück zum Hotel.

 

Am nächsten Morgen wollten wir zum höchsten Berg Vietnams (Fansipan) gehen. Hier führte die längste Seilbahn der Welt (natürlich erbaut von Österreichern und im Guinness Buch der Weltrekorde) nach oben. Wir frühstückten also, packten unsere Sachen, checkten aus und ließen unsere Rucksäcke im Hotel stehen. Wir nahmen ein Taxi und fuhren zum Berg, wo sich die Seilbahn befand. Unser Taxifahrer wollte hier zwei Stunden auf uns warten und wir fragten uns schon, ob wir überhaupt in zwei Stunden schon wieder da wären. Am Ticketschalter angekommen wurden wir leider enttäuscht. Die Seilbahn stände still. Die Elektronik sei ausgefallen bzw. sie seien gerade daran es zu reparieren, aber man solle doch in drei Stunden wiederkommen.

 

Wir entschieden uns zu einem nahegelegenen Wasserfall zu fahren bzw. uns fahren zu lassen. Wir verhandelten mit unserem Fahrer einen Gesamtpreis, dass er uns rumkutschierte und fuhren dann zum Love-Waterfall. Diese Idee hatten wohl auch gefühlt 100 andere Chinesen. Wir kämpften uns über eine Vielzahl von Stufen zum Wasserfall – und das war nicht leicht, da wir noch immer unsere Beine, Hüften und Rücken vom Trekking spürten. Am Wasserfall angekommen machten wir ein paar Bilder – sofern dies möglich war – mit all den Chinesen und gingen dann zurück.

 

Wir ließen uns wieder ins Dorf bzw. nach Sapa fahren, gingen etwas essen – dieses Mal bei einem anderen Italiener, der mir leider eine Pizza mit Salami und Schinken brachte – und gingen danach in die Unterkunft zurück. Hier machten wir kurz ein Nickerchen in der „Lobby“ auf den Sofas, chatteten dann kurz mit unseren Chefs und wurden dann abends vom Bus abgeholt, der uns zurück zum Bahnhof nach Lao Cai brachte. Hier haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen, mit der Heimat telefoniert und sind dann in den Zug gestiegen. Es war mittlerweile 21 Uhr. Wir hatten wieder zwei Betten in einem 4er-Abeil gebucht. Bei unserem Glück dachten wir schon, wir müssten das Abteil mit schmatzenden und rotzenden Chinesen teilen – nachdem an diesem Tag schon Einiges schief gelaufen ist (Seilbahn defekt, Pizza mit Fleisch) – aber wir hatten Glück und irgendjemand meinte es gut mit uns.

 

Nicht nur gut – sondern sogar sehr gut: wir hatten das Abteil für uns alleine. Wir machten es uns also gemütlich, schnappten uns die anderen zwei Kissen und Decken, bauten unseren Laptop auf und kuschelten uns hin. Dann naschten wir ein paar Kekse und schauten „The Jungle Book“ – ich schlief natürlich wieder ein.

 

Gute Nacht ….

 

 

 

Evi (& Ralf)

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Daniel (Sonntag, 06 August 2017 07:01)

    Sehr gut geschrieben! Wie immer muss ich meinen Hut vor Deiner Schreibkunst ziehen.

    Die Fotos sind Klasse!
    Schade dass ihr da noch nicht die Drohne hattet ;-)

    Liebe Grüße
    Daniel

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