Take 8 - Off to Laos

Es ist atemberaubend, unreal – irgendwie strange. Wir sitzen hier mit (gefühlt) hundert Mann auf einem „kleinen“ Boot und fahren so selbstverständlich über den Mekong River. Einer der größten Flüsse Asiens oder sogar der Welt (das muss ich noch einmal nachforschen). Ralf sitzt neben mir, spielt mit seinem Handy. Wir hören beide Musik und ich schreibe nebenbei Texte für den Onlineshop – für den wir arbeiten. Heute Nacht hat es stark geregnet. Auch noch am Morgen, als wir eigentlich aufstehen wollten, um die wilden, freilebenden Elefanten beim Baden in den frühen Morgenstunden zu beobachten.

 

 

Heute Morgen um 9 Uhr ging das Boot von Pak Beng nach Luang Prabang. Uns stehen jetzt noch knapp 7 Stunden auf dem rauen Fluss bevor. Es spritzt Wasser und die Temperaturen sind durch den Regen ziemlich gesunken. Wir sitzen hier alle mit Regenjacken und Decken zugedeckt. Sowohl eine Menge Backpacker, Kofferreisende und Einheimische nutzen dieses Slowboat, um in die ehemalige Regierungsstadt Luang Prabang zu kommen. Hier haben wir bisher eine Unterkunft für drei Nächte.

 

Die letzten drei Tage waren wie eine wilde Achterbahnfahrt. An unserem letzten Tag in Chiang Mai relaxten wir viele Stunden in unserem kleinen Kämmerchen im Hostel. Ralf stand früh auf, holte die Wäsche von der Dachterrasse und legte sich dann wieder schlafen. Ich wachte auf, als Ralf schon wieder schlief und fing an den nächsten Blog-Artikel zu verfassen (Take 7). Nach einigen Stunden machten wir uns fertig und gingen das erste Mal nicht in die Altstadt, sondern in die Gegenrichtung (stadtauswärts). Wir sind einige Minuten gelaufen, bogen dann ab und fanden ein kleines schnuckeliges Bistro. Im Hostel gegenüber startete gerade eine wilde Suchaktion nach einem Gecko, da dieses anscheinend einige Mädels aufschreckte. Wir tranken etwas, bestellten Essen und unterhielten uns über Stunden hinweg mit dem Besitzer des Bistros. Zwischenzeitlich fing es an zu regnen – das erste Mal seitdem wir unterwegs sind. Nach ca. eineinhalb Stunden war es vorbei und die Sonne kam wieder raus. Die Housekeeperin holte mit dem Roller ihren Sohn von der Schule ab. Er war ein wenig schüchtern, sprach aber ein bisschen englisch, da der Bistrobesitzer es ihm beibrachte. Der Kleine wurde immer veräppelt: sie sagten zu ihm „schau‘ mal – die haben Schokolade“, dass er näher zu uns kam, um dann ein Foto zu machen. Nach gefühlt 3-4 Stunden in diesem kleinen Café gingen wir zum nächsten Supermarkt, kauften drei Riegel Schokolade und Gummibärchen und gingen zurück, um sie dem Kind zu geben. Ralf hielt das Ganze auf Video fest. Diese Kinderaugen – wie sie strahlten. Der kleine Poh (so war sein Name) konnte es gar nicht fassen. Wir gaben ihm einen Riegel nach dem Nächsten. Man sah ihm sein Glück an und als dann auch noch die Gummibärchen kamen war er komplett aus dem Häuschen. Wir verabschiedeten uns, ich bekam noch meinen ersten Thai-Kuss auf die Wange (von Poh) und wir gingen zurück zum Hostel. Kurz darauf liefen wir weiter (wieder einmal) in die wunderschöne Altstadt. Wir schlenderten, gingen in einige Läden und genossen den letzten Tag in Chiang Mai. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit stießen wir zufällig auf unserem Weg zum Foodmarket, wo sich die ganzen Essenstände befanden, auf eine Jazz-Bar, in der gerade sieben Musiker ihr Bestes gaben. Es war eine super Stimmung. Der Laden war bis auf die Straße hinaus gefüllt. Passanten blieben stehen und groovten mit. Es war der perfekte letzte Abend in Chiang Mai und wir waren beide überglücklich, dass wir diesen Weg eingeschlagen hatten und nicht in den Süden auf all die Inseln gegangen sind. Chiang Mai hat einen Zauber, den man nicht beschreiben kann. Manche packt es, wieder andere bevorzugen die Inseln und die Traumstrände die Thailand zu bieten hat. Wir haben nun Beides gesehen und können abschließend sagen: Sowohl der Norden – als auch der Süden Thailands sind sehr sehenswert, auch wenn es an vielen Stellen leider viel zu touristisch geworden ist (über die Jahre hinweg). Thailand du bist zauberhaft und wir kommen wieder – aber jetzt geht die Reise erst einmal in Laos weiter.

 

 

Am darauffolgenden Morgen wurden wir um 9 Uhr von einem Minivan abgeholt, um nach Chiangkong zu fahren. Auf dem Weg dorthin hielten wir nach einer sehr holprigen und kurvenreichen Fahrt mit einer halbstündigen Pause am „weißen Tempel“ Wat Rongkhun an. Dieser war so anders, als die bisherigen Tempel, die wir besichtigt hatten. Er war komplett weiß und überall war Mosaik aus kleinen Spiegeln. Wir zahlten 50 Baht Eintritt pro Person (ca. 1,50 €) und hielten uns für eine halbe Stunde dort auf, bevor es weiter nach Chiangkong ging, wo wir für eine Nacht eine Unterkunft hatten. Diese war direkt am Mekong River. Wir lernten einen Israeli und einen weiteren Deutschen (aus Hamburg) kennen. Wir unterhielten uns und fingen irgendwann an Karten zu spielen (ein israelisches Kartenspiel). Wir bekamen ein laotisches grünes Curry serviert und die Jungs tranken reichlich Bier. Es war ein sehr lustiger und schöner Abend. Wir verabschiedeten uns und gingen auf unser Zimmer: wieder nur Ventilator und eine Matratze, die gefühlt nur ein Holzbrett mit Lederbespannung war. Wir schauten uns noch eine Dokumentation über Vietnam an und schliefen dann ein.

 

Früh am Morgen (07:30 Uhr) wurde unser Frühstück aufgetischt. Ein Sandwich mit gebratenem Gemüse-Omelett. Anschließend bekamen wir eine Art Einführung in die Bootstour. Wir wurden über diverse Sachen aufgeklärt, konnten unser restliches Thai-Geld in laotische Kip tauschen und dann ging es los. Wir stiegen wieder in einen kleinen Pickup, auf dessen Ladefläche Sitzbänke montiert waren. Wir saßen zu zehnt mit all unseren Rücksäcken eingepfercht im Kofferraum. Dann ging es bis kurz vor die laotische Grenze, unser Auto fuhr an den Straßenrand und ein Tuktuk-Fahrer, der am Straßenrand wartete, tauschte mit unserem Fahrer den Platz (wir vermuten wg. der Nationalität und dem Grenzübergang). An der Grenze angekommen mussten wir unsere Ausreisepapiere vorzeigen. Anschließend warteten wir auf den Bus, der uns über die Grenze bringen sollte. Als er kam und wir die Landesgrenze überquert hatten mussten wir wieder diverse Papiere ausfüllen (zur Einreise in Laos), den Pass gefühlt zehn Mal vorzeigen, Visum bezahlen und dann mit einer Art Pickup zum „Fährhafen“ fahren. Hier kauften wir uns noch Proviant für die (geplant) 6-stündige Bootsfahrt auf dem Mekong. Ich nahm vorsorglich zwei Reisetabletten, weil ich nicht wusste, ob und wie ich die Fahrt verkraften würde (aber es ging alles gut). Wir bestiegen das Boot, unsere neuen Freunde und weitere Backpacker bildeten eine Sitzgruppe. Wir hatten eine super lustige und (für manche wortwörtlich) feuchtfröhliche Bootsfahrt auf einem gigantischen Fluss, bei dem man einfach nicht realisiert, dass man gerade auf dem Mekong ist. Es könnte genauso die Donau oder der Rhein sein. Man realisiert es einfach nicht. Die vielen Stunden vergingen ziemlich zügig, trotzdem waren wir alle heilfroh, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten und endlich duschen konnten. Wir dachten wir wären klug und buchten wieder vorab eine Unterkunft – alle anderen mussten sich noch einen Schlafplatz suchen (wobei das nicht sonderlich schwer war, weil direkt am Hafen bereits einige Hostelangestellte warteten und die ankommenden Gäste abfingen). Wir hingegen konnten direkt zu unserer gebuchten Unterkunft gehen und gleich unter die Dusche springen – was auch bitter nötig war.

 

Wir berichteten bereits vor Tagen kurz darüber, dass wir Ballast abwerfen wollten. Wir mussten das Gewicht unserer Rucksäcke reduzieren. Wir hatten beide viel zu viel dabei. Sachen, die wir nicht zwingend brauchten oder bisher noch nicht nutzten oder welche, die man an jeder zweiten Ecke kaufen konnte. Wir wollten erst einige Sachen im Hostel in Chiang Mai lassen. Da uns die „Mitbewohner“ etwas suspekt waren, nahmen wir wieder alles mit. In Pakbeng – gegenüber unserer Unterkunft – war ein kleines Restaurant. Ich sah ein junges Mädchen und der Besitzer unseres Hostels hatte einen kleinen Sohn. Wir nahmen unsere Rucksäcke her und sortierten rigoros aus. Einige Shirts von Ralf und mir, Kleider, ein Rock, Socken, ein Microfaserhandtuch, ein paar USB-Kabel zum Aufladen von Handys, einige Medikamente, eine Taschenlampe und Ralfs Daypack, den ich erst einige Tage vor Abreise gekauft hatte, fanden neue Besitzer. Wir gingen ins Restaurant gegenüber. Ich fragte das junge Mädchen (ca. 14 Jahre alt), ob sie meine Klamotten wolle, sie bat mich mit ins Haus zu kommen. Sie führte uns in die Küche (eine kleine Kammer, die sehr sporadisch eingerichtet war). Sie lebten zu siebt hier und bewirteten das Restaurant. Wir zeigten unsere aussortierte Kleidung und verteilten diese unter den Sieben. Es war für sie wie Weihnachten und Geburtstag zusammen, wir verloren ein wenig Gewicht, schafften Platz für Neues und machten Andere glücklich, die vermutlich weniger als Nichts hatten. Es fühlte sich einfach gut an und es war eine Win-Win-Situation.  Später am Abend gingen Ralf und ich dann tiefer in die kleine Wasserstadt Pakbeng, die direkt am Mekong lag.  Wir trafen zufällig unsere Bekanntschaften und aßen in deren Unterkunft an einer großen Tafel zu Abend. Anschließend verabschiedeten sich einige von der Gruppe in die Nacht, andere (u. a. wir) zogen weiter in die Happy Bar. Wir tranken noch den ein oder anderen Drink, lernten wieder neue Gesichter kennen und gingen dann schlafen.

 

 

 

Wir stellten uns den Wecker auf 05:30 Uhr, weil wir – wie anfangs berichtet – die Elefanten sehen wollten, aber es schüttete aus Eimern.

 

- Jetzt sind wir auf dem Mekong –

 

 

 

Mittlerweile sind Stunden auf dem Wasser vergangen und es hat wieder angefangen zu regnen – nein sogar zeitweise zu stürmen. Und der Tag will einfach nicht vergehen. 9,5 Stunden später sind wir in Luangprabang angekommen, nahmen ein TukTuk ins Zentrum, liefen dann noch ca. 15 Min. und kamen am Hello Guesthouse an. Jetzt lassen wir den Abend noch ein wenig ausklingen, gehen auf den Nachtmarkt und „kommen erst einmal an“.

 

 

Evi (& Ralf)

 

Wat Rongkhun

Grenzübergang (Thailand - Laos)

Slowboat (Chiangkong - Pak Beng - Luang Prabang)

Pak Beng

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